Heftpflaster
Ein kurzer Artikel in der Zeitschrift “PTA Professional” vom Juli 2013 hat mich veranlasst, mich mit der Entstehung des Heftpflasters zu beschäftigen.
In dem Artikel “Pflaster – Geschichten” heißt es: “In Deutschland ziehen sich täglich 800.000 Menschen eine Bagatell – Verletzung zu. Oft heißt es dann: Pflaster drauf und fertig! Das Pflaster in der heutigen Form gibt es bereits seit über 90 Jahren: Im Jahr 1922 brachte das Unternehmen Beiersdorf mit Hansaplast das erste wirkstofffreie Pflaster der Welt zum Schutz von kleinen Hautverletzungen auf den Markt. …”
Die Geschichte des Pflasters ist also untrennbar mit dem Namen “Beiersdorf” verbunden.
Dabei hat der Mann, nach dem eines der erfolgreichsten deutschen Unternehmen benannt wurde, nur 10 Jahre etwas mit dieser Firma zu tun gehabt.
Paul Carl Beiersdorf wurde 1836 in Neuruppin in Brandenburg geboren. Er wurde Apotheker und übernahm 1880 die Merkur – Apotheke in der Mühlenstraße im Hamburger Stadtteil Wandsbeck. Dort lernte er den Hautarzt Dr. Paul Gerson aus Unna kennen. Der kümmerte sich viel um Patienten, deren Haut von Ausschlag befallen war. Er suchte nach einer Möglichkeit, Arzneimittel dauerhaft auf kranke Haut aufzubringen. In Beiersdorf hatte er den richtigen Partner gefunden, der sich in seinem Apothekenlabor daranmachte, eine Lösung für dieses Problem zu finden.
Am 28. März 1882 war es so weit: Das Kaiserliche Patentamt stellte Paul Carl Beiersdorf eine
Urkunde zur “Herstellung von gestrichenen Pflastern“ aus. ” Darin heißt es : “Auf eine zarte Guttaperchaschicht, welche auf Mull … verteilt ist, streicht man gleichmäßig die aus Vaselin, Schmalz, Talg … und Arzneistoff bestehende Pflastermasse“.
Guttapercha ist der Saft eines malaiischen Baums und dichtet hervorragend ab. Der Wirkstoff sickert nicht nach außen und kann an lokal begrenzten Stellen eingesetzt werden. Als Klebematerial wurde Kautschuk eingesetzt. Die neuen Pflaster wurden als “Guttaplaste” bezeichnet. Sie passten sich bei Körpertemperatur der Haut an und waren gut verträglich.
Das Produkt kam hervorragend an. Schon bald beschäftigte Beierdorf neun Werksarbeiter, die täglich mehrere hundert Meter des beschichteten Mulls mit der medizinischen Pflastermasse bestreichen mussten.
Zu den damals verwendeten Arzneistoffen gehörten auch Blei, Borsäure und Quecksilber: Substanzen, die heute niemand mehr auf die Haut aufbringen würde.
Die Patentschrift war auf jeden Fall die Geburtsurkunde für die Firma, die Beiersdorf in Altona als Fabrik dermotherapeutischer Präparate gründete. Mit 50 verschiedenen Wirkstoffen gabt es die Pflaster bald.
Trotz dieses Erfolges verkaufte Beiersdorf 1890 seine Firma mit elf Mitarbeitern an Oscar Troplowitz, einen aus Oberschlesien zugewanderten Apotheker-Kollegen.
Troplowitz entwickelte auf Anraten des Hautarztes Unna Pflaster ohne Arzneistoffe zur Wundversorgung. Er stellte den Chemiker Isaak Lifschütz ein und beauftragte ihn mit der Entwicklung eines geeigneten Klebstoffs. Der erste Versuch klebte so gut, dass die Haut Schaden nahm. Doch Troplowitz machte aus dem Nachteil einen Vorteil und brachte das Klebeband trotzdem auf den Markt: zum Flicken beschädigter Fahrradschläuche.
Später wurde daraus der durchsichtige Beiersdorf-Kautschuk-Klebefilm – der seit 1936 Tesa-Film heißt.
Lifschütz und Troplowitz entwickelten 1901
ein mit einer Zinkoxid-Kautschukharz-Masse bestrichenes Viskoseband, das sie Leukoplast
nannten. Ärzte fixieren damit heute noch Mullverbände. Diese Erfindung erlebte Beiersdorf
schon nicht mehr: er starb 1896.
Bis der Wundschnellverband erfunden wurde, vergingen weitere 21 Jahre. Zur der Zeit war
die Firma Beiersdorf nach dem Tod von Troplowitz 1918 schon eine Aktiengesellschaft.
1922 kam die Kombination aus selbstklebendem Pflaster und Mullauflage auf den Markt:
das Hansaplast, ein Schnellverband, der direkt über die offene Wunde geklebt wird.
Wie der Name entstanden ist, weiß die Firma selbst nicht mehr so genau. Der Firmensitz in
der Hansestadt Hamburg wird wohl Pate gestanden haben.
Inzwischen ist das Pflaster – Sortiment auf rund 450 Produkte angewachsen.
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