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Kopfläuse

Oktober 01
23:48 2013

Ein Krankenhausaufenthalt war früher eine für Kinder beängstigende Angelegenheit. Man wurde als Kind aus seiner gewohnten Umgebung gerissen und von seinen Eltern nach Rücksprache mit dem Hausarzt im Krankenhaus auf der Kinderstation abgeliefert.

In dieser fremden Umgebung mit all den fremden Eindrücken musste man sich erst einmal  zurecht finden. Eine große Hilfe bei der Betreuung war damals in den 60er Jahren Stationsschwester  Engeltraud.

Ich erinnere mich noch heute an ihre  warmherzige, liebe Art mit uns Kindern auf der Kinderstation umzugehen.  Und das war sicher nicht einfach, denn damals waren Besuchszeiten oder die Mitaufnahme eines Elternteils zur Entlastung des Klinikpersonal undenkbar.

Einmal pro Woche am Sonntag war für eine Stunde Besuchszeit, und die Mütter und der Vater hatten  die Möglichkeit ihre Kinder zu sehen und sich von der Gesundung ihres Kindes zu überzeugen. Punkt 15.00 Uhr wurde die Tür geöffnet, und wir Kinder warteten sehnsüchtig auf das Wiedersehen mit den Eltern.

Man kann sich ja vorstellen, welche Tränenbäche und Protestrufe sich über die Station  ergossen, wenn die Besuchszeit zu Ende war. Die Eltern  verließen ohne uns Kinder die Krankenzimmer und wir blieben wieder für eine Woche, je nach Dauer des Krankenhauaufenthaltes allein zurück.

Dann begann die Arbeit von Schwester Engeltraud  und den Krankenschwestern. Wir wurden getröstet, abgelenkt  und zum Spielen animiert, denn das Spielzimmer der Station war voll mit Spielsachen, die man zu Hause nicht kannte.

Zum gegenseitig trösten hatte man Zweckfreundschaften gebildet um sich die Zeit zu vertreiben und unterhielt sich untereinander  prima. Die Schwestern erlaubten uns, bei den etwas älteren Babys frische Windeln zu falten und beim Wickeln und baden zuzusehen um der Langeweile und dem Heimweh besser Herr zu werden. Ich hatte mich mit einem hübschen dunkelhaarigen Mädchen angefreundet, dass auch mit mir und anderen  das Zimmer teilte.

Leider sollte es am nächsten Tag entlassen werden. Ich freute mich zwar mit ihr, aber war gleichzeitig auch traurig,  da ich noch bleiben musste. Schwester Engeltraud kam und wollte uns am letzten Tag  mit  einem Frisörspiel die Zeit vertreiben. Sie selbst spielte die Frisörin und bürstete uns minutenlang unsere langen Haare. Während sie uns kämmte, bemerkten wir bei ihr eine sich steigernde Unruhe und Nervosität.  Wir dachten aber nicht weiter darüber nach und genossen unsere letzten Stunden.

Nachdem meine Spielkameradin am nächsten Morgen von ihren Eltern abgeholt worden war,  begann auf der  gesamten Kinderstation eine Kopfkontrolle. Eine Hektik machte sich  breit und es fiel das Wort „Läuse“. Einige Kinder hatten sich mit Läusen – wie sagt man – angesteckt?

Es begann eine Säuberungsaktion mit Waschen, Kämmen und Einreiben.

Nachts vorm Einschlafen wurde uns die Kopfhaut mit Spiritus eingerieben und anschließend Zeitungspapier um den Kopf gewickelt.

Doch nun kam die wöchentliche Besuchszeit.

Wie immer Sonntagnachmittag 15.00 Uhr. Wir warteten vor der Tür, die mit einem Fenster versehen war und fieberten der Ankunft  unserer Eltern entgegen.

Da ich mir unter dem Begriff Läuse nicht unbedingt etwas vorstellen konnte, dachte ich, ich hätte eine außergewöhnliche und wichtige Erkrankung. Ich wuchs mit neuem Selbstbewusstsein um ein paar Zentimeter ( gedanklich ). Und überhaupt konnte ich es nicht mehr erwarten, meiner Mutter davon zu berichten.

So kam es wie es kommen musste.

Die Tür wurde von Schwester Engeltraud geöffnet und meine Stimme rief laut über die ganzen anderen Besucher hinweg:: „ Mama, Mama ich habe Läuse!!!!“

Meine Mutter starrte mich an, wurde leicht blass und wusste vor Verlegenheit nicht, wo sie hingucken sollte.

Dann übernahmen die Schwestern die Aufklärung der Eltern, denen erst jetzt bewusst wurde, dass sie ja auch betroffen waren. Gleichzeitig wurden Ihnen Maßnahmen erläutert, wie der Läuseplage Herr zu werden versucht werde.

Mir selbst wurde erst jetzt bewusst, dass es sich um eine Plage und nicht um eine außergewöhnliche Krankheit handelte und ich mit meiner lauten Begrüßung meine Mutter sehr in Verlegenheit gebracht habe

 

 

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